Konversion Kasernengelände

Städtebaulicher Realisierungswettbewerb, Karlsruhe Knielingen | 2003

Eingebettet und eng vernetzt mit dem vorhandenen umgebenden Siedlungsraum soll das Gebiet durch ein differenziertes grünes Netzwerk in stadträumlich erlebbare, identitätsstiftende Strukturen und Quartiere gegliedert werden. Bei hohem Wiedererkennungswert des Gesamtsystems können sich grün gegliederte Quartiersräume entwickeln, die sich ihrerseits aus einzelnen Baufeldern (Kacheln) zusammensetzen. Alle Baustufen und Quartiere sind über das Netzwerk untereinander und mit den sozialen und Versorgungsinfrastrukturen verbunden.

Dabei spielt für ein gutes Erstimage der vollständig erhaltene und wertvolle Baumbestand eine tragende Rolle, der sowohl die Grundlage für das grüne Netzwerk bildet als auch als Grün- und Bauminsel Ansporn und Anregung für einen individuellen Ausbau unter Einbeziehung der Baumfelder der jeweiligen „Kachel“ ist. Insgesamt entsteht ein modular aufgebauter Stadtgrundriss, der robust auch auf zukünftige Veränderungen reagieren kann. Die Baufelder bzw. Kacheln bieten die Chance, unterschiedlichste Haus- und Wohnungstypen zu realisieren als Voraussetzung für ein vielfältiges Wohnungsangebot in sozial gemischten Quartieren und lebendigen Nachbarschaften.

Bei der Langfristigkeit der geplanten Entwicklung sind in sich abgeschlossene funktionsfähige Erschließungs- und Quartierseinheiten jederzeit möglich. Das vernetzte Grün- und Freiflächensystem gibt dazu den jeweiligen Rahmen.

Städtebauliches Modell
Baustufen
Durch das System des grünen Netzwerkes entstehen vier Quadranten, von denen drei ausschließlich dem Wohnen dienen. Der 4. Quadrant nimmt die sozialen und Versorgungsinfrastrukturen auf. Die vorhandenen Bestandsbauten (Kirche, Kasino) bilden eine Keimzelle für den umgebenden zentralen Bereich. Die einzelnen Quartiere werden ihrerseits in kleinere wirksame Nachbarschaften untergliedert, die durch die vielfältig unterschiedliche Nutzung der Baufelder jeweils einen eigenen Charakter erhält. Denkbar wäre auch, pro Quartier einen Leitbaum zu wählen, der ein weiterer Beitrag zur Identität des jeweiligen Quartiers sein könnte.

Nutzungen
Der Hauptsiedlungsbereich ist in vier Quadranten aufgeteilt. Drei davon sind für reines Wohnen vorgesehen, der 4. Quadrant mit allen notwendigen Infrastrukturen wie Schule, Kirche, Kindergarten, Jugendzentrum, Altenwohnen, Versorgungseinrichtungen etc. liegt westlich anschließend an das Gewerbe- und Mischgebiet entlang der Sudetenstraße. Der zentrale Bereich ist so platziert, dass er ebenfalls zur Mitversorgung der vorhandenen umliegenden Wohnstrukturen von Knielingen dienen kann.
Grünsystem
Das hochwertige vorhandene Grünvolumen des Baumbestandes wird nahezu vollständig erhalten und in ein gegliedertes „grünes Netzwerk“ integriert. Die Quartiere und Baustufen sowie die einzelnen Baufelder erhalten damit eine „grüne Erstausstattung“, die gleichmäßig alle Wohnlagen in ein ansprechendes Umfeld bettet und damit zur Adressenbildung beiträgt. Das „grüne Rückgrat“, der Nord-Süd-Grünzug, dient dabei einerseits der Vernetzung des Gesamtsystems mit den benachbarten Ortsteilen und den Freizeiteinrichtungen, bietet andererseits für die angrenzenden verdichteten Bereiche ein qualitätvolles Wohnumfeld auf zum Teil privatisierten Flächen.

Das „grüne Netzwerk“ ist gleichzeitig Rahmen und Ordnungssystem für die Ableitung und Versickerung der Oberflächenwässer. Im Hauptgrünzug wird als Gestaltungselement eine Kette von Flachwasserzonen angeordnet, die ihrerseits aus anfallenden Oberflächenwässern der benachbarten Quartiere gespeist werden können.

Fuß- und Radwege verbinden und vernetzen das neue System mit den umgebenden Naherholungsbereichen sowie der Rhein-Niederung.

Verkehr
Der modularaufgebaute Stadtgrundriss ist über ein einfaches System von Wohnsammelstraßen, Wohnstraßen und privaten Anliegerwegen strukturiert.

Dabei übernehmen die umgebenden Straßen Wohn- und Sammelstraßenfunktion. Ein abgestuftes System bis zum privaten Wohnweg erschließt sparsam die einzelnen Wohnfelder. Drei Erschließungsschleifen ermöglichen abgeschlossene Baustufen mit geringen Vorinvestitionen. Das Fußwegenetz überlagert die Erschließungsstraßen und ermöglicht eine gefahrlose Vernetzung der gebietsgliedernden Grünschneisen und verbindet dabei alle Wohnquartiere untereinander einschließlich der infrastrukturellen Einrichtungen. Die ÖPNV-Haltestelle wird am zentralen Versorgungsbereich in der Nähe der Kirche und des Kasinos angeordnet. Die Straßenbahn kann optional nach Norden weitergeführt werden.

Durch das System werden die einzelnen Quartiere bzw. Baustufen wirtschaftlich und flächensparend erschlossen. Durch die Suberschließung der einzelnen Baufelder mit privaten Wohnwegen und Erschließungselementen wird die Flexibilität der Bebauung gewährleistet. Die Erschließungsstraßen sind so ausgebildet, dass sie gefahrlos überquert werden können. Öffentliche und private Erschließungsräume werden mit hoher Aufenthaltsqualität ausgebildet. Die Mischung von öffentlichen und privaten Erschließungsräumen ist Voraussetzung für die Bildung attraktiver „Adressen“.
Wasserbewirtschaftung
Leitziel ist der weitgehende Erhalt des natürlichen lokalen Wasserhaushaltes und die Erlebbarkeit von Regenwasser im Siedlungsbereich. Entsprechend der derzeitigen landwirtschaftlichen Nutzung soll die Grundwasserneubildung durch die Bebauung nicht reduziert werden. Die Ableitung des Regenwassers von befestigten Flächen soll sichtbar sein und gleichzeitig auch den Weg der Bewohner in die öffentlichen Freiflächen markieren.

Wohngebiet: Auf den Grundstücken soll das Niederschlagswasser genutzt werden, überschüssiges Wasser wird auf den Grundstücken versickert. Niederschlagsabflüsse von befestigten öffentlichen Flächen werden oberflächig in Rinnen oder Ableitungsmulden abgeleitet und speisen die urbanen Wasserflächen in zentralem Grünzug. Überschüssiges Regenwasser wird beim Überstau der Wasserflächen in angrenzenden Mulden versickert. Häusliches Schmutzwasser wird über die bestehende Kanalisation zur Kläranlage geleitet.

Gewerbe- und Mischgebiet: Die Regenwassernutzung wird in diesem Geltungsbereich empfohlen. Eine Versickerung von überschüssigem Regenwasser auf den Grundstücken muss aus Gründen des Boden- und Grundwasserschutzes im Einzelfall entschieden werden. Die Niederschlagsabflüsse von den befestigten öffentlichen Flächen werden oberflächig in die Grünzonen geleitet und in Mulden mit belebter Bodenzone versickert.


Zentraler Bereich Wohnhof
Wohnen am Grünanger Grundschule
Blick Grünanger